Buch "Nr. Drei"
Sie hockte mittlerweile seit über zwei Stunden hinter dem wackeligen Stapel aus Reusen, Netzen und verschiedenen stinkenden Plastikwannen unterschiedlichster Farben. Ihre Kniee schmerzten, der rechte Fuß war eingeschlafen und ihr Nacken fühlte sich verkrampft an.
Aber wenn sich ihre Vermutung bewahrheitete, dann wäre es alle Unannehmlichkeiten wert!
Ihre Nase, mittlerweile kalt und fast gefühllos, hatte sich inzwischen an den intensiven Gestank nach altem Fisch, vermischt mit abgestorbenem, verrottendem Seetang, gewöhnt.
Außer ihr schien sich niemand hier aufzuhalten. Hatte sie sich so sehr geirrt? Ein leises Knirschen ließ sie zusammenzucken.„Musst du dich wirklich immer und überall einmischen?“...
...Als nichts mehr zuckte und das, was noch eben ein Mensch gewesen war, schwer wie Blei zu Boden glitt, war es vorbei. Die Hände schmerzten, vor allem die Außenkanten. Das kam von dem Stück Seil. Vor ein paar Tagen hatte die Schnur auf der Mole gelegen, dunkel schmutzig orange, aus festem, nicht verrottbarem Kunststoff.
Ein Blick nach oben genügte.Die erste, mutigste Möve schwebte heran und stieß ein triumphierendes Kreischen aus...